Aufwändige Rettungsaktion in der Nacht
Großer Feldberg, 11.03.2023
Am Freitagabend musste eine Ausbildungsgruppe der Bergwacht Großer Feldberg bereits eine Einsatzübung im Wald abbrechen und in die Fahrzeughalle der Rettungswache verlegen, weil aufgrund der Sturmböen die Windbruchgefahr zu groß wurde. Eine Gruppe Ausflügler, die am Nachmittag zum Bergrestaurant auf den Herzberg aufgebrochen war, konnte den Rückzug aus dem Taunus allerdings nicht mehr antreten, weil die Zufahrten von der Saalburg und alle anderen Wege rund um den Herzberg von umgestürzten Bäumen bereits versperrt waren. Einer der Ausflügler ist aufgrund einer Lungenerkrankung auf ständige Sauerstoffzufuhr angewiesen, sein mitgebrachter Vorrat ging jedoch zur Neige, und das Freischneiden der Wege durch die Feuerwehr hätte Stunden gedauert.
Da kamen nun wieder die Bergretter ins Spiel, die sich sofort auf den Weg machten, um den Patienten zu erreichen und mit neuem Sauerstoff zu versorgen. Alle Zufahrten aus Richtung Oberursel und Oberstedten waren jedoch unpassierbar. Selbst mit dem extrem geländegängigen ATV war die Zufahrt über den Hirschgarten und den Bleibeskopf nicht möglich. Immer wieder lagen große Bäume quer über den Weg. Einige konnten mühsam durch das freie Gelände umfahren werden, knapp unterhalb des Herzbergs war aber auch das nicht mehr möglich. Sogar der nächtliche Einsatz eines Hubschraubers mit Rettungswinde wurde erwogen, war aber aufgrund der Wetterlage mit Schneefall und Windböen ebenfalls nicht möglich.
Schon bald nachdem das Ausmaß der Windschäden deutlich wurde, hatte sich ein Bergretter vom ebenfalls eingesetzten Bergrettungsfahrzeug ca. 1,5 Kilometer unterhalb des Herzbergs mit einer tragbaren Sauerstofflasche zu Fuß auf den Weg gemacht und erreichte die Einsatzstelle just in dem Moment, als der Sauerstoffvorrat des Patienten aufgebraucht war. Bald danach konnte sich auch das Bergrettungsfahrzeug über verschlungene Umwege bis auf 400 m an das Restaurant heranarbeiten. Der Patient wurde dann mit der Gebirgstrage zum KTW gebracht und über den letzten querliegenden Baum gehoben. Nachdem das ATV einen sicheren Abtransportweg erkundet hatte, wurde der Patient, fast zweieinhalb Stunden nach Einsatzbeginn, an einen in Dornholzhausen wartenden Rettungswagen des DRK Hochtaunus gebracht, der ihn zur ärztlichen Beurteilung ins Krankenhaus fuhr.
Bei Bergausflügen lohnt es sich, einen Blick in die aktuelle Wettervorhersage zu werfen, auch im Mittelgebirge. Gerade Sturmereignisse haben zur Zeit starke Auswirkungen: Viele Bäume sind aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre geschwächt, so dass große Äste abbrechen können. Die großen Freiflächen durch den massiven Borkenkäferbefall bieten obendrein große Windangriffsflächen an den umstehenden Bäumen, die schon bei leichteren Sturmböen umstürzen können. Bitte meiden Sie also den Wald bei Windbruchgefahr, und seien Sie auch hinterher wachsam mit Blick nach oben! Auch viele Tage nach einem Sturmereignis kann es immer noch zu Baumstürzen und Astbruch kommen.